„Amerika wird entdeckt“ ist der Untertitel des Buches „Auf verwehten Spuren“, das uns weit zurück in die Vergangenheit der Entdeckungsgeschichte Amerikas nach Kolumbus führt. Der Autor Martin Schliessler selbst vollzieht diese Entdeckungsreisen teilweise mit eigenen Expeditionen nach.
Von Beruf Abenteurer, Filmemacher, Kameramann, Fotograf, Pilot, Bergsteiger, Maler und Bildhauer stellt Martin Schliessler die eigenen Erfahrungen den Berichten der damaligen Zeit gegenüber.
Eroberer und Entdecker
Zuerst kommen die Geschichten der allseits bekannten Entdecker und Eroberer:
Magellan, der die Durchfahrt zum Pazifik entdeckte, Pizarro, der auf der Suche nach dem sagenhaften El Dorado und beflügelt von der Gier nach Gold bis tief ins Amazonasbecken vorstieß. Cabeza de Vaca, der nach einer gescheiterten Expedition nach Florida, nach jahrelanger Odyssee, die ihn bis nach Kalifornien führte, endlich in Mexiko wieder auf Spanier trifft. Scott Mackenzie der als erster Nordamerika durchquerte und den Pazifik erreichte und schließlich Vitus Behring, der Alaska entdeckte und bewies, dass es keine Landverbindung nach Asien gab.
Missionare
Im Gefolge der weltlichen Eroberer kamen die Missionare, bewaffnet mit dem Kreuz, um die Ureinwohner des Kontinents zum Christentum zu bekehren. Von ihnen stammen meistens die ersten systematischen Aufzeichnungen über die einzelnen Länder und Völker.
Wissenschaftler
An diese geistige Eroberung schließt sich dann die wissenschaftliche Eroberung an – Condamine, Humboldt und Bonpland sind die typischen Vertreter dieser Zunft, die hinaus ziehen in die Wildnisse des Kontinentes, um ein Bestandsaufnahme der grandiosen Naturschätze zu erstellen.
Ulrich Schmidel 1535
Aber auch eher unbekannte Teilnehmer dieser frühen Entdeckungsfahrten kommen zu Wort. Der bayrische Landsknecht Ulrich Schmidel aus Straubing war Teilnehmer und Überlebender der zweiten Expedition Cabots an den Rio de la Plata und wird in Schliesslers Buch ausführlich zitiert. Mit 14 Schiffen und einer Stärke von 2500 Mann war dieses eine der größten Expeditionen dieser Zeit.
„So sind wir durch Gottes Segen in Rio de La Plata angekommen. Anno 1535. Da haben wir einen indianischen Flecken gefunden, darin waren ungefähr 2000 Mannsbilder. Diese hießen Zechuruas – diese haben nichts anderes zu essen als Fisch und Fleisch…. ….da haben wir eine Stadt gebaut, die hat geheißen Bonas Ayers, das ist auf deutsch: Guter Wind. Wir haben auch zweiundsiebzig Pferde und Stuten auf den 14 Schiffen mitgebracht….“
Nur wenige Monate später waren von den 2500 Mann noch 560 am Leben. Schließlich zieht die Expedition weiter nach Westen:
„Die Indianer hatten uns darauf aufmerksam gemacht, daß das Land um diese Zeit voller Wasser wäre, aber wir wollten es nicht glauben, und so gaben sie uns Indianer mit, um uns den Weg zu zeigen. Während acht Tagen gingen wir für und für im Wasser… …als wir zu den Jerillos kamen waren wir todkrank infolge des Wassers und der Entbehrungen, denn wir sind dreißig Tage und Nächte hintereinander im Wasser gewesen…“
Schmiedel gelingt die Heimkehr nach Deutschland, wo er seinen Reisebericht verfasst.
Hans Staden 1550
Auch aus den Aufzeichnungen Hans Stadens „Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden Nacketen, Grimmigen Menschfresser-Leuthen in der Newenwelt America gelegen“ wird zitiert.
Dieses Reisebuch erschien 1557 in Marburg. Staden war ein Landsknecht aus dem hessischen Homburg (Efze) und erreichte auf seiner zweiten Reise, einer spanischen Expedition, die ursprünglich an den Rio de la Plata hatte gehen sollen, 1550 nach einem Schiffbruch eine portugiesische Niederlassung in Brasilien. Dort nahm man ihn in Dienst.
Schon kurze Zeit später wurde er von Indianern gefangen genommen:
„Einige sagten….sie wollten auch einen Teil von mir haben und mich auf der Stelle totschlagen. Ich stand da und betete und sah mich um, weil ich den Schlag erwartete. Schließlich nahm der Häuptling, der mich behalten wollte, das Wort und sagte, sie wollten mich lebendig nach Hause bringen, damit auch ihre Frauen mich lebend sähen und ihr Vergnügen an mir hätten. Dann wollten sie ….ein Fest veranstalten und mich gemeinsam aufessen…“
Die Schilderungen Stadens werden noch eindringlicher, weil er hilflos beobachten muss, wie verschiedene Portugiesen, die in Gefangenschaft geraten waren, von den Indianern getötet und gegessen werden.
Durch Zufall erhält er den Status eines Wunderheilers unter den Eingeborenen und wird auf diese Art verschont. Schließlich wird er von der Besatzung eine französischen Schiffes gerettet und kehrt nach Deutschland zurück.
Fazit
Reizvoll an dem Buch „Auf verwehten Spuren“ ist die Gegenüberstellung der Erlebnisse der frühen Expeditionen mit denen Schliesslers, der diese Gegenden in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bereiste. Die Schilderungen beginnen in Patagonien , der Südspitze Südamerikas ziehen sich durch den gesamten Doppelkontinent und enden dann im Norden Alaskas.
Schliessler, 1929 in Mannheim geboren, verstarb 2008. Der deutsche Fernsehsender Phönix zeigte kürzlich einen Film, der sich inhaltlich an den Arbeiten Schliesslers orientierte:
Auf verwehten Spuren bei Phoenix
Die Internet Movie Database IMDB enthält eine Liste mit dem Filmschaffen Schliesslers: