Dem Glücke nach durch Südamerika – Erlebnisse und Erfahrungen eines Ruhelosen – Kurt Faber – 1919
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
Von dem goldnen Überfluß der Welt!
Gottfried Keller
Der Weltwanderer, so wird Kurt Faber verschiedentlich von Zeitzeugen und Hinterbliebenen bezeichnet und mit Recht kann man den 1883, als Sohn eines Pfälzer Lehrers in Mulhouse geborenen auch so bezeichnen.
Nach dem Abbruch der Schule und einer ebenfalls abgebrochenen Lehre zum Buchhändler begann Kurt Faber sein unstetes, ruheloses Wanderleben, das ihn im Laufe der Jahre in die entlegensten Gebiete der Erde führen sollte.
In dem Buch „Dem Glücke nach durch Südamerika“ verarbeitete er seine Erlebnisse während einer Durchquerung des südamerikanischen Kontinents. Der Zeitraum der Erzählung liegt in den Jahren 1910/1911, am Vorabend des ersten Weltkriegs.
Als Wanderer und Schwarzfahrer durch Argentinien
In Buenos Aires, der Haupstadt Argentiniens betritt Kurt Faber südamerikanischen Boden. Von hier aus reist er zunächst mit dem Zug am Rio Parana entlang nach Rosario und macht einen Abstecher nach Cordoba. Dann geht es als Schwarzfahrer auf Güterwaggons über Tucuman nach Norden in das Gebiet des Gran Chaco und weiter zur Grenze von Bolivien.
Unterwegs versucht er verschiedentlich eine Anstellung zu bekommen. Doch arbeiten ist nicht so nach Fabers Geschmack und schon nach kurzer Zeit, oft sind es nur Tage, ergreift ihn wieder die Unruhe und treibt ihn weiter.
Wanderung auf dem Altiplano
Die nächsten 300km von La Quiaca im Süden Boliviens nach Ujuni legt Faber zu Fuß zurück. Eine rauhe einsame Landschaft. Nur selten begegnet er Maultierkarawanen oder anderen Wanderern, wie zwei Polen, die den gesamten Kontinent von Süden nach Norden durchwandern wollen. In Ujuni verlässt er seine Route und überquert die Kordillieren, wieder mit der Bahn.
Gestrandet am pazifischen Ozean
Er erreicht schließlich den pazifischen Ozean bei Antofagasta in Chile. Von hier aus tastet er sich an der Küste entlang nach Norden. Fußmärsche in der chilenischen Pampa wechseln mit Schiffspassagen ab. Wieder versucht er sein Glück als Arbeiter in verschiedenen Salpeterwerken. Der Salpeterabbau wird im Tagebau betrieben und ist Knochenarbeit.
Schließlich erreicht er die Hafenstadt Pisagua. Hier heuert er auf der Hamburger Bark Selene an, die mit einer Ladung chilenischem Salpeter nach Deutschland ausläuft. Nach der Umrundung des Kap Horns nimmt das Schiff Kurs auf Europa. An dieser Stelle endet das Buch.
Der Weltwanderer
Kurt Faber hat es nie lange in Deutschland ausgehalten. 1901 im Alter von 18 Jahren, reiste er in die USA, wo er 1902 auf einem Walfänger anheuerte. Das Schiff fror in mehreren Jahren hintereinander im Nordmeer in der Nähe der Herschelinsel (Qikiqtaruk) ein, so dass die Mannschaft gezwungen war unter diesen Bedingungen zu überwintern. Als die Lebensmittel knapp wurden stellte der Kapitän der Mannschaft frei das Schiff zu verlassen.
Kurt Faber ergriff diese Gelegenheit. Mit der Unterstützung von Eskimos gelangte er schließlich auf dem Landweg von der Herschelinsel bis ins kanadische Edmonton. Dadurch, dass er als erster Europäer diese Strecke bewältigt hatte, erregte er einiges Aufsehen. Sein späteres Buch „Unter Eskimos und Walfsichfängern“ war ein großer Erfolg. Weitere Reisen schlossen sich an.
Nur während des ersten Weltkriegs hielt er sich in seiner Heimat auf. Zum Wehrdienst konnte er nicht herangezogen werden, weil er während einer seinen Reisen, auf einem Auge erblindet war. Stattdessen nutzte er die Zeit, um sein Abitur zu beenden und anschließend Staatswissenschaften zu studieren. Er beendete das Studium mit einer Promotion und trat seinen nächsten Reisen mit Doktortitel an.
Bei einem Aufenthalt in Deutschland 1925 trat Faber der NSDAP bei. Als Staatswissenschaftler sollte er sich dieses Schrittes bewusst gewesen sein, obwohl auch einiges dafür spricht, dass er dies aus reiner Opportunität gemacht hat, um weiterhin Schriften veröffentlichen zu können. Auch der Einfluss seines Bruders, der posthum die Werke Karl Fabers veröffentlichte, dürfte eine Rolle gespielt haben.
Tod am Sklavensee
1929 starb Kurt Faber bei einer Reise im Norden Kanadas in der Nähe des großen Sklavensees. Scheinbar erfror er kurz bevor er seine Hütte erreichen konnte. Seine Leiche wurde von Eskimos gefunden.
Das Buch
Dem Glücke nach durch Südamerika ist wie fast alle Bücher Kurt Fabers immer wieder aufgelegt worden. Das Original ist 1919 erschienen bei Robert Lutz in Stuttgart erschienen. Das mir vorliegende Buch wurde vom Otto Schramm Verlag Stuttgart veröffentlicht. Es enthält lediglich eine Landkarte als Abbildung und ist in Fraktur gesetzt. Der Umschlag den ich für diesen Artikel verwendet habe, entstammt einer Ausgabe von 1943.
Weitere Quellen
Mehr über Kurt Faber findet sich auf der Webseite Reisegeschichte. http://www.reisegeschichte.de/geschich/faber.htm
Mehrere seiner Bücher gibt es kostenlos im Projekt Gutenberg http://gutenberg.spiegel.de/autor/789
Auch auf der Webseite Enzyklopädie des Islam findet sich ein Eintrag zu Kurt Faber http://www.eslam.de/begriffe/f/faber_kurt.htm
Das Posthum erschienene „Weltwanderers letzte Fahrten und Abenteuer“ kann man auf der Seite Lexikus nachlesen. http://www.lexikus.de/bibliothek/Weltwanderers-letzte-Fahrten-und-Abenteuer
Bei Amazon sind etliche Werke Kurt Fabers als kostenlose eBooks erhältlich.