Engelbert Kaempfers Kindheit und Jugend war geprägt von den brennenden Scheiterhaufen der Hexenverfolgungen in seiner Heimatstadt Lemgo in Nordrhein-Westfalen. 1651 als Sohn des Pfarrers von Lemgo auf die Welt gekommen, musste er vermutlich häufiger mit ansehen, wie sein Vater, die der Hexerei überführten Delinquenten zur Hinrichtungsstätte führte.
Auch sein dämonengläubiger Vater erkannte schließlich, wenn auch spät, dass hier vor allem politisch unliebsame Personen gezielt ermordet wurden. Als auch zwei seiner Onkel Opfer von Justizmorden wurden, wurde der junge Engelbert Kaempfer auf wechselnde Gymnasien in verschiedenen anderen Städten geschickt.
Im Alter von 30 Jahren, nach dem Studium der Medizin und Philosophie in Thorn, Krakau und Königsberg, wechselte er an die Akademie von Uppsala in Schweden.
Hier bekam er 1683 die Gelegenheit als Arzt und Naturwissenschaftler, an einer Gesandtschaft zunächst an den russischen und darauffolgend an den persischen Hof teilzunehmen.
Engelbert Kaempfer
Der Erste Deutsche Forschungseisende
Engelbert Kaempfer – Arzt, Abenteurer und Weltenbummler
Man kann Engelbert Kaempfer durchaus als Weltenbummler verstehen, ein Globetrotter, der mehr als 10 Jahre damit zu brachte von Schweden ausgehend, Russland, Persien, Indien, Siam und schließlich Japan zu bereisen.
Sein Antrieb war neben der Abenteuerlust vor allem die Neugier des Forschers. Die Biographie, die Karl Meier-Lemgo verfasste, beschäftigt sich mit dem Leben Engelbert Kaempfers und berücksichtigt dabei vor allem seine 10-jährige Asien-Reise.
Rußland, Persien und die Keilschrift
Der erste Abschnitt dieser Reise, die über Land führte, berührte Moskau, das kaspische Meer und Baku, dessen Naphta-Produktion er detailliert beschrieb. Er erreichte schließlich 1684, nach einem Jahr Reisezeit, die Residenz des Safawidenherrschers in Isfahan.
Seine Berichte aus dieser Zeit sind einzigartig und stellen auf Grund ihrer Ausführlichkeit und Genauigkeit wertvolle Quellen des persischen Lebens im 17. Jahrhundert dar.
Nach einem Aufenthalt von 20 Monaten reiste Kaempfer weiter und erreichte schließlich Bandar Abbas, einen bedeutenden Handelshafen am persischen Golf.
Dass Keilschrift heutzutage Keilschrift genannt wird, ist auf Engelbert Kämpfer zurückzuführen, der diesen Namen den Schriftzeichen gab, die er auf kleinen Tontäfelchen entdeckte, die er beim Besuch der Ruinenstadt Persepolis gefunden hatte.
Während anderthalb Jahre bemühte er sich vergeblich um eine Anstellung bei der niederländischen Ost-Indien-Kompanie, um auf diese Art nach Indien weiterreisen zu können. Seine Berichte sind mit zahlreichen Beschwerden über das Klima und die hygienischen Zustände in dieser Stadt gefüllt. Allerdings gab ihm dieser Aufenthalt auch die Gelegenheit ein detailliertes Werk über die Dattelpalme zu verfassen.
Indien, Indonesien und Siam
Schlussendlich gelang es Engelbert Kaempfer dann doch auf einem niederländischen Schiff nach Indien zu gelangen. Hier hielt er sich ungefähr ein Jahr lang auf, bis ihm eine Weiterreise nach Batavia (Jakarta) in Indonesien gelang. Leider sind aus dieser Zeit kaum Aufzeichnungen vorhanden.
Nach einem weiteren Jahr Wartezeit, die er in Batavia (Jakarta) verbringen musste, erhielt er die Möglichkeit als Arzt eine holländische Handelsfahrt nach Japan zu begleiten.
Zunächst jedoch besuchte er den König von Siam (Thailand) in dessen Hauptstadt Ayutthaya. Auch dieser Aufenthalt ist insofern bemerkenswert, als von Engelbert Kaempfer eine sehr genaue Beschreibung dieser ehemaligen Hauptstadt vorliegt.
Sie wurde nämlich keine 100 Jahre später von birmanesischen Truppen vollständig geplündert und zerstört. Der damalige siamesische König beschloss daraufhin die Hauptstadt nach Bangkog zu verlegen.
Japan, Riesenkrabben, Gingko und Shogun
1690 erreichte Engelbert Kaempfer schließlich Nagasaki, den einzigen Hafen, den ausländische Schiffe anlaufen durften. Bis 1692 hielt er sich in Japan auf.
Durch die 1639 erfolgte Schließung des Lande gegenüber allen Ausländern, war Engelbert Kämpfers Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Trotzdem verfasste er ein zweibändiges Werk zur Geschichte Japans.
Auf zwei Reisen an den Hof des Shogun konnte er mehr als 600 verschiedene Pflanzen sammeln und botanisieren.
Auch die japanische Tierwelt untersuchte er. Die japanische Riesenkrabbe erhielt von Kämpfer ihren lateinischen Namen, was unschwer zu übersehen ist. Heißt sie doch seit Engelbert Kaempfers Zeiten Macrocheira kaempferi . Es handelt sich dabei um die größte existente Krebsart überhaupt, die, wenn man von Scheerenspitze zu Scheerenspitze misst, bis zu 3,5 Meter Länge erreichen kann.
Auch Kenntnisse über den Gingko-Baum Gingko biloba verdanken wir Engelbert Kaempfer, der die ersten Samen dieses Urzeit-Gewächses nach Europa mitbrachte.
Johann Wolfgang von Goethe hat dann 1815 ein kleines Gedicht über diesen Baum geschrieben, das ich hier noch mit anführen will:
Gingo Biloba - Johann Wolfgang von Goethe (1815)
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin
Erste Kenntnisse der japanischen Geschichte
Von Engelbert Kaempfer stammte so das erste umfassende Werk über Japan und seine Bewohner. Bedenkt man Engelbert Kaempfers isolierte Lage, ist es geradezu eine Meisterleistung, denn die meisten Informationen bekam er von japanischen Gewährsleuten geliefert, denen es eigentlich bei Todesstrafe verboten war, Informationen über ihr Land preiszugeben. Trotzdem versorgten sie Kaempfer mit einer großen Zahl japanischer Bücher.
Rückkehr nach 10 Jahren
1692 verließ Engelbert Kaempfer die japanischen Inseln und reiste über Südafrika nach Amsterdam, wo er 1693 nach 10 Jahren Abwesenheit wieder europäischen Boden betrat. Zurück in Deutschland bezog er einen Hof in seiner Heimatstadt Lemgo und trat als Leibarzt in den Dienst des Grafen zu Lippe in Detmold. 1716 starb Engelbert Kaempfer im Alter von 65 Jahren.
Das vorliegende Buch ist eine Biographie, die von dem Heimatforscher und Lehrer Karl Meier-Lemgo verfasst wurde. Es erschien 1937 beim Strecker und Schröder Verlag in Stuttgart. Herausgegeben wurde es von der japanischen Gesellschaft.
Leider ist es nur in wenigen Exemplaren erhältlich. Hier zum Beispiel bei Amazon:
>>> Engelbert Kaempfer. Der Erste Deutsche Forschungseisende 1651-1716
Es enthält 28 Abbildungen auf 21 Tafeln. Die Schrift ist Fraktur. Karl Meier-Lemgo hatte Gelegenheit die Originalaufzeichnungen Engelbert Kämpfers, die sich im Besitz des britischen Nationalmuseums befinden zu sichten und zu übersetzen. Zahlreiche Schriften hat Engelbert Kaempfer auf lateinisch, teilweise auch auf holländisch verfasst.