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Sechs wundervolle Reisegedichte – Gedichte zum Reisen

Vor längerer Zeit hatte ich ja schon eine Sammlung mit lustigen Reisegedichten angelegt. Das waren Gedichte unter anderem von Wilhelm Busch, Eugen Roth und natürlich Heinz Erhardt. Manche dieser Gedichte sind zum Schmunzeln, andere eher zum lachen. Wer also nach lustigen Gedichten sucht wird hier fündig: Fünf lustige Reisegedichte.

In diesem Artikel will ich jetzt ein paar eher ernsthafte Reisegedichte vorstellen. Los geht es mit einem Gedicht von Eichendorf mit dem Titel „Der frohe Wandersmann“.

Der frohe Wandersmann

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem wird er seine Wunder weisen
In Berg und Tal und Strom und Feld.

Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwingen hoch vor Lust,
Was soll’t ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust.

Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Den lieben Gott laß’ ich nur walten,
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd und Himmel will erhalten,
Hat auch mein’ Sach’ aufs best bestellt!

Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)

Wald – ein Foto von waldgold.de

Schon fast ein wenig gruslig ist das Gedicht von Christian Morgenstern “ Auf dem Strome „.

Auf dem Strome

Am Himmel der Wolken
Erdunkelnder Kranz …
Auf schauerndem Strome
Metallischer Glanz …
Die Wälder zuseiten
So finster und tot …
Und in flüsterndem Gleiten
Vorüber mein Boot …

Ein Schrei aus der Ferne –
Dann still wie zuvor …
Wie weit sich von Menschen
Mein Leben verlor! …
Eine Welle läuft leise
Schon lang nebenher,
Sie denkt wohl, ich reise
Hinunter zum Meer …

Ja, ich reise, ich reise,
Weiß selbst nicht, wohin
Immer weiter und weiter
Verlockt mich mein Sinn …
Schon kündet ein Schimmer
Vom morgenden Rot, –
Und ich treibe noch immer
Im flüsternden Boot.

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Boote – ein Foto von Waldgold.de

Ein ernsthaftes Gedicht über Segelschiffe gibt es von Ringelnatz, von dem auch humorvolle Gedichte stammen, wie etwa „Die Ameisen“. Ein ernsthaftes Reisegedicht aber ist „Segelschiffe“:

Segelschiffe

Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
Mit Herrenblick in die Ferne.

Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.

Wie das im Winde liegt und sich wiegt,
Tauwebüberspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

Es rauscht wie die Freiheit. Es riecht wie Welt –
Naturgewordene Planken
Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsere Gedanken.

Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

Auch von Friedrich Hebbel gibt es ein Gedicht, das die Sehnsucht des auf und davon segelns ausdrückt: „Der junge Schiffer“

Der junge Schiffer

Dort bläht ein Schiff die Segel,
frisch saust hinein der Wind!
Der Anker wird gelichtet,
das Steuer flugs gerichtet,
nun fliegt’s hinaus geschwind.

Ein kühner Wasservogel
kreist grüßend um den Mast,
die Sonne brennt herunter,
manch Fischlein, blank und munter,
umgaukelt keck den Gast.

War‘ gern hineingesprungen,
da draußen ist mein Reich!
Ich bin ja jung von Jahren,
da ist’s mir nur ums Fahren.
Wohin? das gilt mir gleich!

Friedrich Hebbel (1813 – 1863)

„In der Fremde“ von Grillparzer beschreibt den Zwiespalt des Reisenden, der in der Ferne zwar nicht zuhause ist, aber auch nicht in die Heimat zurückkehren mag:

In der Fremde

Schon bin ich müd zu reisen,
Wär’s doch damit am Rand,
Vor Hören und vor Sehen
Vergeht mir der Verstand.

So willst Du denn nach Hause?
O nein! Nur nicht nach Haus!
Dort stirbt des Lebens Leben
Im Einerlei mir aus.

Wo also willst Du weilen?
Wo findest Du die Statt?
O Mensch, der nur zwei Fremden
Und keine Heimat hat.

Franz Grillparzer (1791 – 1872)

Wasserfall – ein Foto von Waldgold.de

Zum Schluß noch ein Gedicht von Hugo von Hoffmannsthal, das einen die dramatischen Momente des Reisens näher bringt, das „Reiselied“:

Reiselied

Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.

Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegeln ohne Ende
In den alterslosen Seen.

Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde wehn.

Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)

Ich lasse mich gerne inspieren, falls noch jemand ein nettes Gedicht zum Thema „Reisen“ kennt. Einfach unten in die Kommentare reinschreiben!

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