Die Entdeckung und anschließende Eroberung des Inkareiches durch Franciso Pizarro und sein spanisches Söldnerheer, ist eines der eher dunklen Kapitel in der Menscheitsgeschichte.
Nicht der Forscherdrang war es, der Francisco Pizarro und seine bunt zusammengewürfelte Schar von Glücksrittern dazu trieb die Ostküste des südamerikanischen Kontinentes zu erkunden, sondern die Gier nach Gold.
Und nicht nur der vermutlich größte Goldschatz, der je bei einem Raubzug erbeutet wurde, fiel den spanischen Konquistadoren in die Hände, sondern zusätzlich noch die Herrschaft über ein wohlorganisiertes Staatswesen.
Auf den ersten Blick erscheint es unglaublich, dass dieses Unternehmen überhaupt gelingen konnte. Was diesen Aspekt betrifft, ist Francisco Pizarros Unternehmen als gleichrangig mit der Eroberung des Aztekenreichs durch Cortez anzusehen.
Beide Unternehmungen ähneln sich in ihrer Ausführung, was aber nicht weiter verwunderlich ist, denn zur gleichen Zeit, in der Francisco Pizarro am spanischen Hof um Unterstützung für seinen Feldzug bat, befand sich dort auch Cortez, der die Eroberung Mexicos bereits abgeschlossen hatte und Bericht erstattete. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die beiden getroffen und ausgetauscht hätten.
Bereits 1502, im Alter von etwa 24 Jahren, siedelte Francisco Pizarro auf der Insel Hispanola. Ein Konquistador der ersten Stunde, war er möglicherweise mit einem der Schiffe des Christoph Kolumbus in die neue Welt gelangt.
Francisco Pizarro war der uneheliche Sohn eines spanischen Adligen, 1478 in der Extremadura in Spanien geboren. Der Legende nach musste er in seiner Kindheit Schweine hüten, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, während seine Halbbrüder eine standesgemäße Erziehung erhielten. Franzisco Pizarro war dementsprechend Analphabet.
1513, jetzt 32 Jahre alt, nimmt Francisco Pizarro an der Erkundung Panamas durch Balboa teil und erreicht als einer der ersten Spanier den pazifischen Ozean. Dort hören die Spanier zum ersten mal von dem im Süden liegenden Goldland „Biru“.
Neun Jahre später, Pizarro hat sich mittlerweile dauerhaft in Panama niedergelassen, erhält erneut Nachricht von dem märchenhaften Reich der Inkas und ihren Schätzen im Süden des Kontinentes.
Er schließt einen Vertrag mit den beiden Spaniern Diego de Almagro, einem anderen in Panama-Stadt lebenden Konquistadoren und dem Priester Hernando de Luque. Gemeinsam finanzieren sie mehrere Schiffe und Erkundungsfahrten entlang der Küste Südamerikas. Sie erreichen die Küste Perus und kehren 1528 mit Goldgegenständen, Wolle, lebenden Lamas und mehreren indianischen Dolmetschern nach Panama zurück.
Unverzüglich reist Pizarro weiter nach Spanien, um Kaiser Karl V. um Unterstützung, für die von ihm geplante Expedition zu bitten. Die Bitte wird gewährt und unter dem Oberbefehl Pizarros landen 1531 mehrere hundert spanische Soldaten auf peruanischem Boden.
1532 bricht Pizarro mit etwa 215 Soldaten ins Landesinnere auf und trifft bei der Stadt Cajamarca auf den Inkaherrscher Atahualpa und sein Heer, das aus 80000 Mann besteht. Im Inneren der Stadt gelingt es Pizarro dem Inka einen Hinterhalt zu legen. Atahualpa wird gefangen genommen. Bei dem dabei stattfindenden Massaker an den den Inka begleitenden Adligen werden 4000 Indianer getötet, während die Spanier lediglich einen Verwundeten zu beklagen haben. Das vor den Toren der Stadt wartende Heer des Inkas greift nicht ein.
Ob diese Zahlen tatsächlich so waren oder aus Propagandazwecken in die ein oder andere Richtung geschönt wurden sei dahin gestellt. Die „Schlacht von Cajamarca“ wird auf jeden Fall als Beleg für die Grausamkeit der Spanier angeführt, genauso wie auch die weitere Behandlung Atahualpas.
Dabei sollte man aber zwei Dinge niht außer Betracht lassen. Nachdem Franciso Pizarro dem Inka mit seiner kleinen Truppe erst einmal gegenüber stand, hatte er an und für sich keine andere Wahl mehr, als aufs Ganze zu gehen. Weder ein Rückzug noch ein offen ausgetragener Kampf hätte die Glücksritter noch retten können. Ein Vabanque-Spiel, dessen Sieger Pizarro war.
Zudem scheint Franciso Pizarro die ganze Zeit über die Gefangennahme Atahualpas geplant zu haben. Er folgte dabei dem Beispiel Cortez‘ dem die Gefangennahme des Aztekenherrschers Montezumas gelang und der dadurch das Aztekenreich vernichtete.
Das Inkareich befand sich zu dieser Zeit in einem Bürgerkrieg. Atahualpa war im Grunde genommen nicht der rechtmäßige Throninhaber sondern hatte sich diesen angeeignet, indem er seinen Bruder hatte gefangen nehmen und hinrichten lassen.
Darüber hinaus waren die Inkas selber erst 300 Jahre zuvor aus dem peruanischen Amazonasgebiet stammend, als Eroberer ins Land gekommen und stellten lediglich die adlige Oberschicht. Durch Eroberungszüge hatten sie ihr Herrschaftsgebiet stetig erweitert. Als Francisco Pizarro das Inkareich betrat, hatte es von Norden nach Süden eine Ausdehnung von der Strecke Nordcap-Sizilien.
Mehr als 200 verschiedene Volksgruppen, teilweise erst kürzlich unterworfen, lebten in diesem Areal. Dies erklärt die scheinbare Teilnahmslosigkeit der Eingeborenen, der Pizarro begegnete. Tatsächlich waren die Vorkommnisse in Cajamarca die einzige größere Auseinandersetzung mit den Inkas.
Atahualpa wurde die Freiheit versprochen, wenn er einen Raum mit Gold und einen weiteren zweimal mit Silber füllen lies. Als die nötige Goldmenge beschafft war, wurde auf nicht nachvollziehbare Weise das Gerücht verbreitet, dass sich ein Inkaheer im Anmarsch befände, um Atahualpa zu befreien. Die beunruhigten Spanier stimmten ab und beschlossen die Hinrichtung Atahualpas.
Obwohl zahlreiche Goldgegenstände unverändert an den spanischen Hof geschickt wurden, wurde doch ein großer Teil des Goldes eingeschmolzen und zu Barren gegossen. Unzählige Kunstschätze sind durch diese Vorgehensweise verloren gegangen. Grund dafür war, dass das Gold auf diese Weise gerecht unter die Mannschaften verteilt werden konnte. Die Goldmenge war so groß, dass es mehr als einen Monat dauerte, bis alles in Barrenform gegossen war. Da es der Reiterei an Eisen mangelte, wurden die Pferde teilweise mit silbernen Hufeisen beschlagen.
Auch die weitere Eroberung, Zwistigkeiten und Auseinandersetzungen unter den Spaniern, der Aufstand Manco Capacs, eines der letzten Inkas und schließlich das Ende Pizarros sind der weitere Inhalt des Buches.
1905 ist das Buch über Francisco Pizarro und die Eroberung von Peru im Verlag von Otto Spamer in Leipzig erschienen. Es ist in Fraktur gesetzt und enthält 42 Abbildungen.
Von Johannes März sind etliche Bücher zur Entdeckungsgeschichte erschienen. Eine Auswahl beim ZVAB findet sich hier: http://www.zvab.com/buch-suchen/autor/johannes-maerz