Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt – Haruki Murakami
„Verstörend“ hat dieses Buch ein Kommentator zu einem meiner anderen Artikel genannt. Und in der Tat „verstörend“ erscheint mir auch das richtige Wort zu sein.
Murakami gelingt es immer von neuem den Leser durch Assoziationen zu einer Deutung des Geschehens zu verleiten. Deutungen, die man dann aber kurze Zeit später, doch wieder über den Haufen werfen muss, weil neue Assoziationen auftauchen.
In zwei parallel Erzählsträngen, die in der deutschen Übersetzung durch die Verwendung der Vergangenheits- und Gegenwartsform unterschieden werden, wird die Geschichte zweier namenloser Protagonisten erzählt. Erst im Verlauf der Erzählung erkennt man anhand von Parallelen, dass es sich um die gleiche Person handeln muss.
In der ersten der beiden Welten – „Hard-boiled Wonderland“ – bewegt sich der Held durch eine an das Tokio der Gegenwart angelehnte Welt, in der sich zwei mafiös anmutende Gesellschaften bekämpfen, um die Hoheit über die Daten dieser Welt zu erhalten. Der Protagonist selber wurde einer Gehirnoperation unterzogen und versucht den Folgen dieser Operation zu entgehen.
Im zweiten Teil, „das Ende der Welt“, befindet sich der Held in einer Stadt, in die man nur Zutritt erhält, wenn man seinen Schatten und schlussendlich seine Seele ablegt. Dort gibt es keine Zeit, keine Erinnerungen an die Vergangenheit und keine Motivationen, die in die Zukunft gerichtet sind. Eine hohe Mauer verhindert das Entkommen. Einhörner bevölkern die Landschaft.
Auch hier will sich der Protagonist nicht in sein Schicksal ergeben und versucht den herrschenden Umständen zu entgehen.
Die beiden Geschichten beginnen ruhig, eher langsam, nehmen dann aber allmählich an Fahrt auf, um zum Schluss dann….tja, mehr wird jetzt nicht verraten.
Elemente aus Chamisso’s Schlehmil, dem Mann der seinen Schatten verkaufte tauchen eben so auf, wie ein dickes, junges Mädchen, ganz in rosa-rot gekleidet, das mich doch sehr an eine Mischung aus Alice und dem weissen Hasen aus Alice im Wunderland erinnerte…
Humpty Dumpty, das einzige Wesen aus Carrols Kinderbüchern, das man sich eben auch „hard-boilded – hartgekocht“ vorstellen kann, taucht zwar nicht auf, dafür immer wieder Motive aus dem Bereich Gehirnerkrankungen, zum Beispiel dem Alice-im-Wonderland-Syndrom ebenso, wie Migräne und Epilepsie.
Im japanischen Original werden die beiden Erzählstränge übrigens durch zwei unterschiedliche Ich-Formen unterschieden.
Das eigentlich nur bei administrativen Angelegenheiten von Männern verwendete Watashi im „hard-boiled Wonderland“ und das eher kindisch anmutende Bocu in „das Ende der Welt“.
Auch auf den japanischen Titel als eine Besonderheit der japanischen Sprache will ich noch hinweisen : Sekai no owari to Hādoboirudo Wandārando.
Der Buchstabe L ist im japanischen nicht existent, stattdessen wird hier das R verwendet. Da Japaner immer auch Vokale brauchen werden dann an bestimmten Stellen noch kurz kaum hörbare O’s eingefügt. Liest man jetzt den zweiten Teil des Titels unter diesen Vorgaben, und verschluckt das U, wie es auch die Japaner tun, dann wird aus „Hādoboirudo Wandārando“ ein Hadboild Wandaland und somit ein Hard-boiled Wonderland…cool, nicht wahr ? 😉
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