Ins Land der Lacandonen – Herbert Rittlinger
Ein abenteuerliches Leben hatte er, der Herbert Rittlinger, geboren 1909 in Leipzig. Früh schon zog es den gelernten Goldschmied sächsischer Herkunft hinaus in die Wildnisse der Welt, wo er sich unter anderem auch als Goldsucher versuchte. Bekannt wurde er vor allem als Erzähler spannender Reisegeschichten, aber auch als Aktfotograf. Rittlinger war schließlich nicht nur professioneller Weltenbummler, sondern auch bekennender Anhänger der Freikörperkultur.
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Immer im Kanu
Eine Besonderheit Rittlingers war, dass er seine Fahrten überwiegend im Faltboot unternahm. Egal, ob auf europäischen Gewässern, Mittel- oder Südamerika oder dem nahen Osten. Kanu und Paddel waren stets seine Begleiter. Die Anden hinab auf den Quellflüssen des Amazonas fuhr er mit der gleichen Begeisterung, wie auch Euphrat und Tigris durch die Gebirgslandschaft der Osttürkei und Kurdistans hinunter ins Zweistromland.
Ins Land der Lacandonen
Das vorliegende Buch beschreibt Rittlingers letzte Auslandsreise zu den Lacandonen in Mittelamerika. Tief hinein in das zu dieser Zeit noch nahezu unerschlossene Grenzgebiet zwischen Guatemala und Chiapas, der südlichsten Provinz Mexikos, führt die Reise. Ziel war die Laguna Miramar, ein Rückzugsgebiet der letzten Lacandonen, einem abgeschieden im Regenwald lebenden Stamm der Maya, Nachfahren jener Zivilisation, die der Nachwelt mehrere tausend Pyramiden und Tempel hinterlassen haben.
So ging die Reise erst mit dem Flugzeug nach Südmexico, dann mit dem Faltboot den Rio Jatate hinab und seinen Seitenarm, den Rio Azul wieder hinauf, wo man hofft über den Abfluss des Sees in die Laguna Miramar zu gelangen. Das Ziel war demnach klar, über den Weg dorthin aber, war man eher im Ungewissen. Ein Zitat aus dem Buch mag es verdeutlichen:
„Niemals hätte ich geglaubt, dass Kartographen solche Humoristen sein können. Wo sie nicht weitergewußt hatten, wie im Falle unseres Gebiets, hatten sie, offenbar im festen Vertrauen darauf, dass in so undurchschaubare Gebiete ohnehin so leicht keiner gerät, mit kühner Sehergabe Gebirge, Flüsse und Ebenen eingetragen, die entweder gar nicht oder nicht dort existierten, wo sie eingetragen waren. Dadurch sollten wir noch in ziemlich humoristische Lagen kommen – wenn man es so nennen will.“
Rittligner, Ins Land der Lacandonen, S.168
Zu guter Letzt erreichen die Abenteurer die Lagune. Dazu mussten sie aber die Boote zurücklassen und zu Fuß einen der nicht auf der Karte verzeichneten Berge überschreiten.
Rittlinger beschreibt die Strapazen mit einem zwinkernden Auge, gerne lacht er auch über sich selbst. Trotzdem sind seine Beobachtunge detailliert und anschaulich. Er entwickelt eine große Sympathie zu den Waldindianern. Hervorragend sind auch die Fotografien und Zeichnungen die mit dem Buch veröffentlicht wurden.
Und heute ?
Die Zeiten haben sich seit Rittlingers Reise geändert. Nur noch etwa 700 Lacandonen leben heute in dieser Region. Strassen wurden gebaut. Weit verstreute Waldnomaden sind nur noch die wenigsten der Lacandonen. Die meisten sind sesshaft und ordentlichem Business mit Touristen nicht abgeneigt.
In Bonampak kann man ihnen begegnen. Die Laguna Miramar kann man von San Cristobal de las Casas aus via Comitán, relativ bequem zunächst mit dem Auto und schließlich in einem eintägigen Fußmarsch durch den Dschungel erreichen. Die Tour empfiehlt sich aber nur organisiert mit Begleitung durchzuführen, weil die Strecke auch durch die teilautonomen Gebiete der Zapatisten führt.
Das Buch erschien 1959. Es enthält 66 Abbildungen und Kunstdrucktafeln, 6 Zeichnungen im Text von Marianne Rittlinger und 4 Kartenskizzen.
Hier noch ein paar weiterführende Links:
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Artikel im Spiegel über Rittlinger aus Anlass des Erscheinens des Buches „Sieben Schiffe oder die grosse Sehnsucht“ von 1950: Auch Goethe weinte (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44448237.html)
Fotografien von Trudy Blom http://www.flickr.com/photos/trudiblom
Über die Lacandonen bei wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Lacandonen