Das Leben der Naga war bis in die Neuzeit von Stammesfehden und dem Brauch der Kopfjagd bestimmt. Das Stammesgebiet liegt im Nordosten Indiens,in den Bundesstaaten Nagaland, Manipur, Arunachal Pradesh and Assam. aber auch, wenn auch nur zu einem kleinen Teil, in Myanmar.
Die Naga
Das Wort Naga bezeichnet dabei kein bestimmtes Volk, sondern ist die Bezeichnung für nahezu 30 verschiedene Ethnien mit genau so vielen unterschiedlichen sino-burmesischen Sprachen und knapp 60 verschiedenen Dialekten. Etwa im 13. Jahrhundert sind die Nagastämme von Osten her in diese Gebirgsregion eingewandert.
Erst 1879 wurde das Gebiet endgültig von der britischen Kolonialmacht in Indien unterworfen. Seit 1963 gibt es den teilautonomen Bundesstaat Indiens, der sich Nagaland nennt. Ursprünglich animistischen Religionen anhängend, sind die verschiedenen Stämme heute fast vollständig zum Christentum übergetreten.
Politisch ist die Region unruhig. Rebellengruppen, die eine vollständige Ablösung von Indien fordern und die offiziellen Regierungstruppen liefern sich immer wieder Gefechte. Auch ethnische Konflikte mit anderen im Land lebenden Volksgruppen flammen immer wieder auf. Gewalt ist im übrigen ein scheinbar weit verbreitetes Phänomen.
Auch Entführungen von Ausländern und die Ermordung politischer Gegner sind an der Tagesordnung. Besonders bedauerlich und vermutlich eine Begleiterscheinung der Christianisierung ist, dass selbst die Verfolgung von „Schwarzmagiern“ und „Hexen“- Verbrennungen vorkommen.
Das Buch: Reise zu den Naga
Das Buch „Reise zu den Naga“ beruht auf den Erlebnissen und Beobachtungen, die die tschechische Autorin auf verschiedenen Reisen zwischen 1963 und 1968 gemacht hat. Sie war also eine der ersten Personen, die nach der Unabhängigkeit des Staates eine Reiseerlaubnis erhielt.
Im Lauf dieser Reisen konnte Milada Ganguli das Vertrauen vieler der verschiedenen Stämme gewinnen und so wertvolle Beobachtungen der Sitten und Gebräuche dieser Menschen machen. Besonderen Wert legte Ganguli auf die Beschreibung der Handerwerkskunst. Schnitzereien, Töpferarbeiten und vor allem Webarbeiten sind hier hervorzuheben.
Das Buch enthält eine große Menge an Fotografien der Nagavölker, sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß, kurz bevor die Errungenschaften der Zivilisation zu den Naga vordringen konnten und stellt so ein Dokument mit bleibendem Wert dar. Detailzeichnungen von Gegenständen runden das Werk ab.
Milada Ganguli
Milada Ganguli wurde vermutlich 1907 in der Tschechien geboren. In England lernte sie den bengalischen Schriftsteller Mohonlal Ganguli, einen engen Verwandten des Literatur- Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore, kennen und heiratete ihn. 1939 kam sie dann nach Indien. Das Nagaland bereiste sie mehr als 18 mal. Es gelang ihr eine großartige Sammlung von Gebrauchs- und Kultgegenständen der Naga-Völker anzulegen. Über 90 Jahre alt, starb sie zu Anfang dieses Jahrhunderts.
Die deutsche Übersetzung des ursprünglich tschechischen Buches erschien 1976 bei VEB F.A. Brockhaus in Leipzig. Bei Amazon kann man unter folgendem Link fündig werden: Milada Ganguli – Reise zu den Naga
Weiterführende Links
Ein englisches Kurzporträt von Milada Ganguli findet sich hier: http://organiser.org/archives/historic/dynamic/modules3794-2.html?name=Content&pa=showpage&pid=14&page=21
Und dann will ich noch die Reiseseite von Christa und Günther Neuenhofer vorstellen, die das Nagaland 2003 und 2008 bereist und ihre Eindrücke auf dieser Webseite veröffentlicht haben: http://www.neuenhofer.de/guenter/nagaland/nagalandreise.html