Wenn jemand eine Reise tut,
Matthias Claudius – Gedicht: Urians Reise um die Welt
So kann er was erzählen;
Drum nahm ich meinen Stock und Hut,
Und tät das Reisen wählen…
Zu erzählen hatten sie tatsächlich viel die beiden Weltreisenden Jiri Hanzelka und Miroslav Zikmund nachdem sie von ihrer Reise zurückgekehrt waren.
1947 brachen die beiden zu einer bemerkenswerten, mehrjährigen Reise auf, die sie von Europa aus, zunächste der Länge nach durch Afrika führte. Dort setzten sie nach Südamerika über und durchquerten den amerikanischen Doppelkontinent von Süden nach Norden, bis nach Mexiko. Von dort aus kehrten die beiden tschechischen Weltenbummler 1950 zurück in ihre Heimat, die ehemalige CSSR.
Ihre Erlebnisse während dieser drei Jahre haben sie verschiedenen, teilweise mehrbändigen Büchern beschrieben. Und keins davon ist ein Leichtgewicht. Die Reise durch Afrika wurde in drei Bänden festgehalten und auch Südamerika beansprucht 3 Bände, die allerdings einzeln verlegt wurden. Ein weiteres Buch – und es sind noch einige mehr von den beiden veröffentlicht worden – ist das hier vorliegende:
Mittelamerika – Zwischen zwei Ozeanen
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(Wer jetzt vor dem Weiterlesen noch eine passende Musik auflegen will, dem sei eine Suche bei Youtube nach „Entre dos aguas“ von Paco de Lucia empfohlen)
Im Tatra 87 um die Welt
Für die Fortbewegung zu Lande wählten die beiden mit einem Tatra 87 ein eher außergewöhnliches Fortbewegungsmittel. Ein Automodell, das nicht nur selten ist, sondern auch durch sein extravagantes Design aus der Mass der KFZ-Karosserien heraussticht.
Von vorne betrachtet ähnelt der Tatra 87 einem VW-Käfer, dem ein launischer Designer mittig einen dritten Scheinwerfer hinzugefügt hat. Die ebenfalls in der Mitte in Erscheinung tretende Heckflosse dann weckt gleichermaßen Erinnerungen an das Batmobil und Flipper. Wobei die weichen Formen und geschwungenen Linien der Karosserie eher den Eindruck des Meeressäugers unterstützen.
Nur knapp 3000 Exemplare des Tatra 87 wurden in den 24 Jahren zwischen 1936 und 1950 in der Tschechoslowakei gebaut. Der Tara 87 galt, ausgestattet mit einem V8-Motor, zu seiner Zeit als Oberklassefahrzeug und wurde an Könige und andere gut betuchte Leute ausgeliefert. Auch Feldmarschall Rommel soll eines der Fahrzeuge besessen haben.
Die Weltreise
Bevor Hanzelka und Zikmund in Panama ihren Fuß und die Reifen des Tatra 87 auf den Boden Mittelamerikas setzen konnten, mussten sie dort natürlich erst einmal hinkommen. Und das taten sie indem sie sich in der Heimat ins Auto setzten und losfuhren. Zuerst nach Marseille und von dort mit einem Schiff nach Casablanca. Weiter ging es quer durch Nordafrika nach Ägypten und dann südwärts bis nach Kapstadt. Dort wurde der Tatra nach Südamerika verschifft, wo die Reise über Land ihre Fortsetzung fand. Von Brasilien quer durch den südamerikanischen Kontinent. Dann wieder per Schiff.
Am Ende der Weltreise waren 110000 km zurückgelegt, 86000 km musste der Tatra dabei ableisten, der Rest war auf Schiffen oder Zügen geschafft worden.
Mittelamerika
In Panama begann der Mittelamerika-Abschnitt der Reise. Von hier aus führte der Weg nordwärts durch Costa Rica, Nicaragua, El Salvador und Guatemala nach Mexico. Nicht immer war es den Reisenden vergönnt auf asphaltierten Strassen dahin zu brausen.
Auf weiten Strecken folgten sie der Panamerikana, der wohl berühmtesten Schnellstrasse der Welt. Diese verbindet die am weitesten voneinander entfernten Punkte in Alaska im Norden und Feuerland im Süden, über eine Strecke von mehr als 25000 Kilometern, mit heute größtenteils gut ausgebauten Straßen. Zur Zeit in der das Buch entstand waren weite Strecken noch Schotterpisten, was sich auch auf den Fotos, die dem Buch beigefügt sind gut erkennen lässt.
Mehr als 240 Fotos!
Basierend auf der Reise sind mehrere Dokumentarfilme entstanden. Allerdings haben die beiden Reisenden nicht nur gefilmt, sondern auch fotografiert. Das Ergebnis findet sich in Form von mehr als 240 Fotografien im Buch wieder. Dabei sind etwa 40 Fotos in Farbe abgedruckt. Der Rest ist schwarz-weiss bzw. in Sepia-Tönung. Außerdem enthält das Buch eine herausklappbare Landkarte, die die Reiseroute nachzeichnet.
Die Fotos dokumentieren bestens die Lebensverhältnisse in den besuchten mittelamerikanischen Regionen. So gibt es folkloristische Motive aus Panama ebenso wie von den Maya in Chichcastenango in Guatemala.
Besondere Augenmerk will ich aber auf die zahlriechen Aufnahmen mesoamerikanischer Bauwerke richten. Auf ihrer Fahrt durch Mexico steuerten Jiri Hanzelka und Miroslav Zikmund ihren Tatra auch in die Ruinenstädte von Teotihuacan, Monte Alban, Mitla, Chichen Itzá und Uxmal und fertigten dort Momentaufnahmen der jeweiligen Stätten, wie man sie in der Mitte des letzten Jahrhunderts sehen konnte, teilweise bevor mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten begonnen wurde.