Eigentlich könnte die Reise nach Südamerika von Alexander von Humboldt ein sehr schönes Buch sein. Ist es ja eigentlich auch. Der Lanov-Verlag hat sich die Mühe gemacht eine sinnvoll gekürzte Version der ursprünglich 38 Bände umfassenden Originalausgabe herauszugeben.
Dabei hat man vor allem auf weitschweifige wissenschaftliche Erklärungen verzichtet, die heutzutage nur noch von historischer Bedeutung sind. Stattdessen konzentriert sich der Text auf die Erlebnisse dieser faszinierenden Reise.
Leider ist vor allem die Landkarte, die Alexander von Humboldts Reiseweg darstellen soll; so klein geraden, dass man sie auch bei bestem Willen nicht entziffern kann. Zum Glück kann man auch im Internet Landkarten, die die Reise darstellen finden. Auch die Menge der Illustrationen lässt zu wünschen übrig. Als Einstieg in das Schaffen Alexander von Humboldts ist dieses Buch trotzdem wärmstens zu empfehlen.
Auf dem Orinoco und dem Rio Negro in Neu-Granada
„Die Reise nach Südamerika“ behandelt nur den ersten Teil der Reise, die Alexander von Humboldt in die Region des heutigen Venezuela nach Neu Granada führt. Gemeinsam mit seinem Reisebegleiter Bomplant schiffte sich Alexander von Humboldt 1799 im spanischen La Coruna auf der Fregatte Pizarro ein.
Nach Zwischenaufenthalten auf der Kanareninsel Teneriffa und auf den Antillen erreichten sie schließlich das südamerikanische Festland bei Cumana. Von hier aus führte Alexander von Humboldt zahlreiche Exkursionen ins Landesinnere durch.
Die spektakulärste davon war eine 75-tägige Flussfahrt auf dem Orinoco und weiter über den Rio Negro, einem Seitenfluss des Amazonas, bei der Alexander von Humboldt der Nachweis gelang, dass es eine Verbindung zwischen denn beiden Flusssystemen gäbe.
Ein interessanter Einblick in die politischen Verhältnisse Amerikas
Interessant sind die politischen Verhältnisse zu dieser Zeit. Ein Blick auf die Landkarte aus Wikipedia zeigt, dass der spanische Teil in wenige große Länder aufgeteilt war, die von Vizekönigen Spaniens regiert wurden. Auch die Grenzen und Größe der damals bereits unabhängigen Vereinigten Staaten von Amerika sind interessant.
Alexander von Humboldt bemerkt, dass man in den gebildeten Kreisen die er besucht, mit Interesse auf die Unabhängigkeit der USA von ihrem ehemaligen britischen Kolonialherren blickt und man über diese Entwicklung diskutiert.
Seine Beobachtungen in Bezug auf die Sklaverei sind zu seiner Zeit eher als modern anzusehen. Er lehnt sie grundsätzlich ab und erkennt, dass die spanischen Kolonien reich genug wäre, um alle Einwohner mit einem eigenen Stück Land zu versorgen.
Hervorragend sind seine wissenschaftlichen Beobachtungen. Ausgerüstet mit einer großen Menge der zu seiner Zeit modernsten Geräte wie etwa Sextant, Barometer, Hygrometer oder Thermometer, dokumentiert er die Umgebung quasi auf Schritt und Tritt – Höhe, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck usw.
Seine botanischen Erkenntnisse sind bahnbrechend. Vor Alexander von Humboldt hatte sich niemand für den Pflanzenreichtum der südamerikanischen Tropen interessiert. Dementsprechend groß ist die Anzahl der Pflanzen die jetzt von ihm zum ersten mal beschrieben werden.
Auch hier fehlt es in dem Buch leider an den entsprechenden Illustrationen, so dass die von Humboldt genannten Pflanzennamen für den Nicht-Botaniker eher rätselhaft bleiben.
Eine mehrbändige Ausgabe in der Originalfassung der Reise nach Südamerika gibt es übrigens kostenlos bei Amazon. Sie trägt den Namen „Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents“.
Eine detaillierte Biographie und mehr Einzelheiten zu der Alexander von Humboldt durchgeführten Reisen findet sich in dem Artikel „Alexander von Humboldt“ bei Wikipedia.
Das Buch im Lanov-Verlag ist ursprünglich 1990 erschienen und derzeit leider nur gebraucht erhältlich.