Tatsächlich, auch ich habe schon einmal das Ende der Welt erreicht. Es geschah, eher aus Versehen, auf meiner letzten Reise. Als ich dort angekommen war und mein Gepäck in meiner Unterkunft verstaut hatte, ging ich los, um mir das Ende der Welt genauer anzuschauen.
Der Himmel war grau und es nieselte, die Temperaturen lagen trotzdem weit oberhalb 30 Grad Celsius. Regenzeit in den Tropen eben. Der vom Ende der Welt her wehende Wind, gab ein wenig Kühlung.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Weltenendes hatte jemand ein roh gezimmertes Palmendach aufgestellt, ein paar Plastikstühle und einen Tisch darunter platziert.
Dort saß einer, vielleicht 25 Jahre alt, braun gebrannt, blond, vor sich auf dem Tisch eine offensichtlich eiskalte Flasche mexikanischen Bieres, von der die kondensierten Wassertropfen herabliefen und auf dem Tisch eine Pfütze bildeten.
Versonnen betrachtete der Typ das Ende der Welt, bis er bemerkte, dass ich mich näherte. Ein Indio, das hatte ich auf den ersten Blick erkannt, war er nicht, so viel war klar.
Während ich auf ihn zu ging und mir Gedanken darüber machte was für ein Landsmann er wohl wäre, fielen mir seine Sandalen auf:
Es war die gleiche Marke, wie ich sie auch trug.
Er begann zu grinsen, als er meinen ersten Satz hörte, den ich auf Deutsch aussprach:
„Selbst wenn Du ans Ende der Welt kommst, kannst Du sicher sein, dass da schon ein Deutscher sitzt und ein Bier trinkt.“
Nun gut, als Ibn Battuta das Ende der Welt erreichte gab es noch keine Sandalen der Marke Birkenstock, und dass dort ein deutscher Biertrinker saß, hat er uns auch nicht überliefert.
Stattdessen hat uns Ibn Batutta eine fast unglaubliche Reiseerzählung hinterlassen:
Reisen ans Ende der Welt – Ibn Battuta – 1325 bis 1353
Fast 30 Jahre lang war Ibn Battuta unterwegs – in den Jahren 1325 bis 1353. Seine abenteuerliche Reise begann er, gerade 21 Jahre alt, im marokkanischen Tanger.
„…trieb mich ein fest entschlossener Sinn, und ein leidenschaftliches Verlangen, diese hehren Heiligtümer zu sehen, wohnte in meiner Brust.
So beschloss ich denn, mich von meinen Lieben zu trennen….und verließ meine Heimat, wie der Vogel sein Nest verlässt“
Mit fest entschlossenem Sinn also, legte Ibn Battuta in den nächsten 30 Jahren dann erstaunliche 120.000 km zurück. Unzählig sind die Orte, die er besuchte.
Karawanen und Seefahrzeuge, Bedrohungen durch Räuber, Piraten und selbstherrliche, grausame Despoten, Gefangenschaft und Befreiung, mehrfacher Schiffbruch und wundersame Rettung – das sind die herausragenden Merkmale seines Weges.
Von Marokko, über Indien bis nach China führte ihn das Schicksal. Und wieder zurück.
Endlich zurück in Marokko beschrieb Ibn Battuta alle seine Reisen und hinterließ der Nachwelt seinen unvergleichlichen Reisebericht.
Von Marokko nach Mekka
Zunächst als Pilger, um die heiligen Stätten des Islam zu besuchen, durchquerte Ibn Battuta Nordafrika, befuhr den Nil, um dann durch einen Aufstand gezwungen umzukehren und über Syrien und Damaskus nach Medina und Mekka zu reisen.
Naher Osten – im Reich der Mameluken
Nachdem Ibn Battuta seine Pilgerfahrt abgeschlossen hatte, begab er sich in das Gebiet des heutigen Irak/Iran ins Reich der Ilchane, einer mongolischen Dynastie. Er besuchte Täbris, Isfahan, Baku und Bagdad. Nach diesem Abstecher kehrte er noch einmal in einer zweiten Pilgerfahrt nach Mekka zurück.
Ostafrika
Seine nächste Reise ging ausgehend von Mekka an der Ostküste Afrikas entlang, per Schiff, bis nach Sansibar und Tansania.
Zu den Wolga-Tataren – Ins Reich der Ilchane
Zurück in Mekka reiste Ibn Battuta, nach einem Aufenthalt von zwei Jahren, über Anatolien ans Schwarze Meer, erreichte die Krim und zog dann weiter die Wolga aufwärts bis nach Astrachan.
Indien, Malediven, China
Von Astrachan aus ging es zunächst noch einmal zurück nach Byzanz, dann aber doch wieder zurück nach Astrachan und von dort aus über Buchara und Samarkand nach Afghanistan und schließlich nach Indien. In dem Mameluken-Herrscher, dem Sultan von Delhi fand er einen Gönner, der ihm das Amt eines Richters einbrachte. Allerdings war ihm die grausame Launenhaftigkeit dieses Herrschers unangenehm genug, um unter einem Vorwand Delhi zu verlassen und weiter zu reisen. So ging es über die Malediven und Ceylon nach Vietnam und zu guter Letzt erreichte der Weltenbummler und Globetrotter Ibn Battuta chinesisches Hoheitsgebiet in der Nähe von Shanghai, eventuell sogar Peking.
Das Buch
Sehr detailliert beschreibt Ibn Battuta seine Erlebnisse und Reiseabenteuer. Das Buch bietet einen hervorragenden Einblick in das Leben der islamischen Welt im Mittelalter. Auch seine Schilderungen der Erlebnisse außerhalb, in der nicht-islamischen Welt, sind nicht nur spannend zu lesen, sondern gehören wohl zu den frühesten Zeugnissen dieser Kulturen.
Wer sich für das Buch interessiert, kann unter anderem hier fündig werden –>Ibn Battuta – Reisen ans Ende der Welt 1325 – 1353
Wie das Ende der Welt schlussendlich für Ibn Battuta aussah, hat er uns nicht mitgeteilt. Und im Endeffekt muss jeder für sich selber festlegen, wo er das Ende der Welt gerne finden würde. Bei mir sah das auf jeden Fall so aus:
Nachweise aus Wikipedia:
Mameluken http://de.wikipedia.org/wiki/Mamluken
Ilchane http://de.wikipedia.org/wiki/Ilchane
Ibn Battuta http://de.wikipedia.org/wiki/Ibn_Battuta