Heute also stelle ich den Reisebericht eines weiteren deutschen Indienfahrers vor – „Von Ceylon zum Himalaya“ von Erwin Drinneberg
Der Mannheimer Graphiker und Schriftsteller Erwin Drinneberg bereiste zum ersten Mal in den Jahren 1909 und 1910 den indischen Subkontinent. Die Reise führte ihn von Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, im Süden bis zum Himalaya.
Um die Leistungen dieser frühen Reisenden richtig zu würdigen, muss man sich vor Augen halten, dass die Geschichte des Luftverkehrs erst 10 Jahre später zögerlich begann. Bis dahin, und noch bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg waren dampfgetriebene Schiffe und Eisenbahnen die Hauptreisemittel für interkontinentale Reisen.
Und so beginnt Drinneberg seine Schilderung an der Stelle, an der das Dampfschiff, auf dem er die Reise nach Indien angetreten hat, den Golf von Aden passiert.
„In den vergangenen Nächten sahen wir auch das geheimnisvolle Leuchten des Meeres, jenes prickelnde, phosphoreszierende Licht, das wie ein zauberhafter Spuk über die Unendlichkeit des dunklen Meeres wogt und in dem Gemüt des Seemanns den kindlichen Aberglauben an die übernatürlichen Kräfte der Natur erweckt.“
Mit kraftvollen Worten beschreibt Drinneberg seine Erlebnisse und spart auch nicht mit Informationen über die von ihm bereisten Gebiete. Er gibt zu, dass er mit seinen niedergeschriebenen Erinnerungen nur einen Teil des des von ihm erlebten Zaubers wiedezugeben vermag. Sein Wunsch diese vor dem geistigen Auge des Beschauers wiedererstehen zu lassen geht in jedem Fall in Erfüllung. So zum Beispiel, wenn er schreibt:
„Das Innere Ceylons war der Schauplatz gewaltigen Völkerringens. Dort ist eine Welt monströser Ruinen im Laufe der Jahrtausende von einem leidenschaftlich-sprießenden Wachstum überwuchert worden. Endlose Trümmer gigantischer Städte und Tempel sind von der Wildnis dichten Dschungels bedeckt, und in stiller Bewunderung stehen wir vor den Resten alter Pracht und Herrlichkeit, die der Geist Gautama Buddhas aus der Erde dieses Landes geschaffen hat.“
Es ist unmöglich die Erlebnisse und Stationen dieser Reise erschöpfend zusammenzufassen ohne langatmig zu werden.Er besichtigt Tempel und Ruinen verschiedener Religionen, beschreibt hinduistische Feste, besteigt den Adams Peak auf Ceylon, beobachtet den Fang einer Elefantenherde, nimmt an einer Tigerjagd in den blauen Bergen teil, reist bis nach Darjeeling und wirft einen Blick auf den Mount Everest, den bis zu diesem Zeitpunkt noch unbezwungenen Berg, schreibt Abhandlungen über das Kastenwesen und das Leben und die Stellung der Frauen in der indischen Gesellschaft. Zu guter letzt kehrt er über Birma und nach einer Fahrt auf dem Irawadi nach Ceylon zurück.
Hier eine nicht vollständige Auswahl, der von Drinneberg besuchten Stationen: Colombo, Anuradhapura, Adamspeak, Rameswaram, Madras, Pondicherry, Mysore, Hyderabad, Bombay, Dehli, Agra, Benares, Darjeeling, Mount Everest, Kalkutta, Birma, Irawadi.
Wie bei allen meinen Artikeln habe ich die im Buch verwendeten Namen und Schreibweisen beibehalten.
Das Reisebuch „Von Ceylon zum Himalaya“ erschien 1926 im Wegweiser-Verlag. Das Buch enthält 1 Karte und 41 Fotografien.
Bei Amazon sind einzelne, gebrauchte Exemplare ab 0,01€ erhältlich.
Die Fotografien stammen im Original jedoch zum größten Teil nicht von Drinneberg selbst, sondern von seinem in Indien ansässigen Schwager Theodor Klein und dessen Partner Peyerl, die in Madras ein gut gehendes und heute wegen seiner historischen Fotografien bekanntes Fotostudio betrieben.
Neben zahlreicher historischer Persönlichkeiten Indiens waren auch die führenden Mitglieder der theosophischen Gesellschaft in Adyar, Annie Besant, C.W. Leadbeater, Jiddu Krishnamurti und George Sidney Arundale von den Fotografen dieses Studios abgelichtet worden.
Der Nachlass Erwin Drinnebergs mit mehr als 500 Fotoabzügen, Glasplatten und Glasdias wird vom Völkerkundemuseum Heidelberg verwaltet.
Englischer Artikel „The Wiele and Klein collections“:
http://madrasmusings.com/Vol%2018%20No%2015/otherstories.html
Bericht über Drinneberg und seine Fotografien:
http://www.fotoerbe.de/bestandanzeige.php?bestnr=159