Gebrauchsanweisung für die Welt – Andreas Altmann
Ganz schön vermessen, dachte ich mir, als ich das Buch „Gebrauchsanweisung für die Welt“ von Andreas Altmann in einer lokalen Buchhandlung herumliegen sah. Ein ganzer Stapel des Buches mit dem knallroten Einband war da neben anderen Gebrauchsanweisungen aus dem Piper Verlag aufgebaut.
Die Gebrauchsanweisung für Japan hatte ich schon vor einiger Zeit früher gelesen und fand sie auch recht amüsant und kurzweilig, wie ich zugeben muss.
Aber gleich einen derartigen Ratgeber für die ganze Welt abgeben zu wollen, das empfand ich dann doch ein wenig hochmütig.
Ich drehte das Buch um und erschrak. Ein blonder Juppie mit Apfel-Notebook am Meeresstrand grinste mich an. So also schaut er aus, der Herr Altmann, dachte ich.
Nun gut, wenn das Buch nichts taugt, dann wird es gleich im offenen Bücherschrank drüben auf der Piazza entsorgt, dachte ich mir. Und weil der Titel „Gebrauchsanweisung für die Welt“ ähnlich unbescheiden ist, wie der Blogtitel „Das beste Buch der Welt“, gab ich mir einen Ruck und dem Buch eine Chance und nahm es mit mir nach Hause. Und dann begann ich zu lesen….
Und endlich hatte ich wieder einmal eines von diesen Büchern in der Hand, das sich, bevor man damit fertig ist, kaum mehr aus der Hand legen lässt. Schon im ersten Kapitel und danach mehrmals immer wieder, war mir danach zumute laut auszurufen:
ANDREAS! BRUDER IM GEISTE!
Ich stimme Dir zu! Jeder Satz und jedes Wort, das Du in diesem Buch geschrieben hast, ist so zutreffend wie wahr. Es trifft direkt meine Seele. Als hätte ich mir das Gelesene gerade selber ausgedacht.
Ja! Das ist eine brauchbare Gebrauchsanweisung für die Welt und wird hoffentlich von denen, die es angeht auch gelesen…
…und das Foto auf der Buch-Rückseite sei Dir verziehen!
Ein Weltenbummler, ein Globetrotter par excellence ist er der Andreas Altmann. Er lebt reisend , für und vom Reisen. Er wohnt in Paris, aber die Welt scheint seine Heimat zu sein.
Gebrauchsanweisung für die Welt – was steht drin?
Um was geht es in dem Buch?
Eine Inhaltsangabe zu liefern scheint mir sinnlos. Eine lange Liste von Begebenheiten, Gefühlen und Zuständen, denen ein Reisender ausgesetzt ist, werden von Altmann in all ihren Facetten beschrieben.
Es geht um Motivation, Sinn und Ziel, um Heimweh oder Fernweh, um das Abschied nehmen müssen und das Loslassen, um Schönheit und Glück, Freundschaft und Intensität, um Dummheit und Rassismus, um Gefahr, Krankheit, Tod und das richtige Maß an Gepäck, grandiose Landschaften, interessante Begegnungen und um ein „Weltbewusstsein“.
Altmann packt seine Gedanken zwischen Anekdoten aus seinem reichhaltigen Reiseleben. Magische Momente, die der Autor auf seinen Reisen durch die Kontinente erfahren durfte. Seine Sprache ist großartig gewählt, jeder Satz ist ein Genuss, auch wenn er bei manchem Kapitel „heftig die Axt schwingt“.
Zwei Zitate seien mir erlaubt.
„Ich halte nur nach jenen Ausschau, die mit Respekt unterwegs sind und bei denen ich Kerosin durch ihr Blut rauschen höre. Als Kennzeichen ihres nie zu stillenden Drangs nach – so nannte es Alexander von Humboldt – „Weltbewusstsein“. Weil sie suchen, was ihnen fremd ist, wildfremd. Weil sie in den Schatten dessen treten wollen, was sie nicht wissen, womöglich nie wissen und verstehen werden.“ (S.27)
„Aber ich fühle, als wäre ich die Erde selbst. Jede Warze Hässlichkeit, jeder Betonklotz, jede Schneise Raffgier in einen Wald, jeder Ruf nach noch mehr Luxus, nach noch mehr Fressen, nach noch mehr Ansprüchen, nach noch mehr „Nie-den Hals-Vollkriegen“ ist ein Schwinger auf mein Herz. Ich verkrafte sie einfach nicht mehr, die Profitganoven, deren Maß aller Dinge einzig ihre Maßlosigkeit ist. Wie sagte es Karl Lagerfeld kürzlich:“ Zu viel darf nicht genug sein.“ Aus dem Satz würde ich gerne eine knochenharte Papyrusrolle drehen und sie ihm um die Ohren hauen. Alter muss für manche tatsächlich grausam sein. Jeden Tag landet ein neuer Nagel im Hirn. Um es abzudichten.“ (S. 27)
Schonunglos. Offene, ehrliche Worte…
Danke für dieses hervorragende Buch!
Und wir können uns freuen, denn am 10. März 2014 erscheint sein neues Buch „Verdammtes Land / Eine Reise durch Palästina“ !!
Und fast noch besser: Ab Mitte März geht Andreas Altmann auf Lesetour – mit etwas Glück auch in Deine Stadt!!
Andreas Altmann hat auch eine Webseite und zwar hier —> www.Andreas-Altmann.com
...zum Schluß noch ein wenig Werbung für mein eigenes Buch:
Hi ,
der Typ, irgendwie bin das ich……………hatte im Gegensatz zum Autor eine gute Kindheit, aber seine
Gedanken und Ideen sind auch meine. Lese nun schon da 3.Buch von ihm und reise ebenso gerne, wenn auch nur im Urlaub und versuche Reisender zu sein, nicht Tourist
Werde versuchen bei einer Lesung in der Umgebung dabei zu sein.
Eine der Lesungen zu besuchen würde ich auch gerne schaffen. Den Andreas Altmann einmal live zu sehen ist bestimmt eine interessante Erfahrung. Ich vermute auch, dass sein nächstes Buch ebenfalls eine großartige Lektüre sein dürfte.
Was soll „man“ da noch sagen? Ich habe AA jetzt zwei Mal auf Lesetour erlebt und war beide Male angemessen sprachlos und beglückt. Solch mutige Menschen schreiten da voran wo weniger mutige Menschen sich in den Schatten der Beliebigkeit und Unverbindlichkeit zurückziehen und andere das Leben für sich leben lassen. Chapeau! Ich bin auf meine Weise (auch durch den „Zuspruch“ aus AAs Büchern) zu einem Reisenden durch meine Welt geworden, bin mit 56 aus meinem „Beruf“ ausgestiegen, wie aus einem bergab rollenden Zug, habe mir nicht die Knochen gebrochen sondern bin endlich auf meine musikalischen Füße gefallen und werde nur noch das machen, was mein Herz und meine Seele mir gebieten! Mein Motto: „Seit ich tue was ich mag, mag ich was ich tue“… Danke Andreas Altmann für manch heilsamen Gedanken 😉
Hallo Daniel, „Seit ich tue, was ich mag, mag ich was ich tue“ – Dieser Satz gefällt mir sehr. Das ist doch eigentlich die beste Art durchs Leben zu gehen.